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Bild 5, "Endlich das Dorf" (1996)

Öl/Fotokarton, 68 x 48 cm



 

Die Emotion ist afrikanisch, die Vernunft hellenisch.

(Laurens v. d. Post, "The Heart of the Hunter")

 

Als wir ankamen, nahm sie einen Stock und begann damit in der Asche zu scharren, und auf einmal sah ich, wie sich in der Mitte der Asche etwas erhob, und im selben Augenblick erschien da ein halbleibiges Kind, das mit leiser Stimme sprach, wie ein Telefon. Doch als wir die Asche sich erheben und zu einem halben Kinde werden sahen, und als dieses halbe Kind auch noch mit leiser Stimme sprach, da wollten wir gehen. Es sagte aber (das Kind) zu meiner Frau, sie möchte es mitnehmen, sie möchte warten und es mitnehmen, und als wir nicht anhielten, befahl es, unsere Augen sollten erblinden. Und im selben Augenblick, als es das sagte, wurden wir blind. Trotzdem kehrten wir nicht um und nahmen es mit, - sondern gingen weiter. Da befahl es, unser Atem solle stillstehen, - und tatsächlich, kaum hatte es davon gesprochen, stand unser Atem still. Und da endlich, als wir nicht mehr ein- und ausatmen konnten, kehrten wir um und nahmen es mit uns. Und als wir dann so die Straße entlang gingen, sagte es zu meiner Frau, sie solle es auf ihrem Kopf tragen, und kaum war es auf dem Kopf meiner Frau, da fing es an zu pfeifen, als wäre es vierzig Personen.

 

Wir erreichten ein Dorf, hielten an und kauften vom Nahrungsmittelhändler etwas zu essen, denn wir waren, bevor wir dorthin kamen, schon hungrig gewesen, aber als wir mit dem Essen anfangen wollten, gestattete uns das Kind nicht zu essen, statt dessen nahm es selbst unsere Nahrung und schlang sie hinunter, wie ein Mann eine Pille verschluckt, so daß der Händler, als er das sah, davonlief und alle seine Nahrungsmittel zurückließ. Das Kind aber kroch hin und verschlang auch sie. So hinderte uns dieses halbleibige Kind am Essen, und wir rührten die Nahrung nicht an. Die Leute des Dorfes aber, die das Kind bei uns sahen, vertrieben uns aus dem Dorf. Und so setzten wir unsere Wanderung fort...

(Auszug Aus Amos Tutuola, "Der Palmweintrinker")

 

 

Die Sterne über dem Dorf

 

 

Die Khoi-San der Kalahari vermögen noch das tssak und das tssik der ältesten Jäger der Welt vernehmen, der Sterne.

Sterne lehrten sie alles, die Sprache der Erde, der Pflanzen, der Tiere.

 

Und fast parallel dazu, ein entschlüsselter Text von Assurbanipal, Herrscher in Ninive, der Hauptstadt von Assyrien:

 

Der Gott der Schriftgelehrten hat mir die Gabe verliehen,

mich auf meine Kunst zu verstehen.

Ich bin in die Geheimnisse des Schreibens eingeweiht worden.

Ich kann sogar die schwierigen Tafeln auf schumerisch lesen.

Ich verstehe die rätselhaften, in Stein gemeißelten Wörter

aus den Tagen vor der Flut.

 

Die Hilfe kommt also unbesteitbar immer von "Oben"

 

Auf der linken Seite über dem Dorf erscheinen Sterne, die ihrerseits aber nur Symptome des voranschreitenden Auflösungsprozesses darstellen: Weiße Zwergsterne der Auflösung, die langsam abkühlen, die Atome verlangsamen sich, der Druck sinkt, und das Gewicht der äußeren Schale preßt den Kern auf ein kleineres Volumen zusammen. Die Kompression des Kerns erzeugt Wärme, so daß der Druck erneut aufsteigt, und ein neues Gleichgewicht zwischen thermischem Druck und Gravitationsdruck erreicht wird. Ein Gleichgewichtszustand, in dem der Stern kleiner ist, als zuvor. Und kleiner und kleiner und kleiner und kleiner und kleiner und kleiner und kleiner und kleiner...

 

 

Im Ursprung, heißt es bei den marockanischen Kabylen, sprachen alle Steine, sprach alles Holz, sprach alles Wasser, sprach die Erde.

 

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