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Bild 19, "Heia Safari (Safar-I)" (1997)

Öl/Fotokarton, 68 x 48 cm



 

Letzte Verwirrungen, geschaffen durch Entschleierung

 

Die Münchner Bildhauerin Charlotte Goltz fragte im Alter von elf Jahren ihren verblüfften Vater: "Gibt es einen Gott Ghadi?" Das Mädchen entwickelte eine mehr als 1000 Worte umfassende Sprache und bediente sich eigenartiger Kult- und Tanzformen. Alles verriet Ordnung und System, ja sogar ein Wissen um uraltes Religionsgut, so daß von kindlicher Phantasie keine Rede sein konnte. Dies um so mehr, als ein Kulturhistoriker herausfand, daß vor Jahrtausenden in vorsemitischer Zeit ein Gott Ghadi in Nordafrika verehrt wurde. Das heranwachsende Mädchen schuf dann, obwohl es nie aus Europa in ein überseeisches Land gereist war, Plastiken von künstlerisch außerordentlichem Wert, die ausschließlich negroide Menschen darstellten, nie aber Europäer. Die fast brennende Sehnsucht nach Afrika, die das Mädchen fast verzehrte, und seine Ghadi-Sprache, deren Verwandschaft zu afrikanischen Dialekten von Linguisten nachgewiesen wurde, lassen Zweifler ratlos werden.

Gottfried Herberts: Begegnungen mit Außerirdischen, Hamburg 1977, S. 137

 

 

Es fällt im Grunde bei Gemälden mitunter schwer, von raumzeitlichem Geschehen sprechen zu können, da ein betrachtetes Bild immer statisch bleibt, mal abgesehen von einer langsamen physischen Zersetzung in der Zeit, ist ein Geschehen darauf (das heißt, ein Ablauf von Geschehen) von vorn herein kaum erkennbar. Jedoch zeigen die einzelnen Bilder der vorliegenden Serie einen "Einfrierungsprozess" auf, ohne dessen Hilfe sich die Verschiedenartigkeit der Ausprägungen des RZGs, in Form von seinen Zerfallserscheinungen, für uns nicht wahrnehmbar darstellen könnte. Einfrieren heißt aber auch, daß die ganze Wahrheit des Geschehens in Raum und Zeit nebst seiner unterschiedlichen Zerfallserscheinungen, nur episodenweise und unvollständig dargestellt werden kann, und der Betrachter nun selbst gefordert wäre, die richtigen Schlüsse für sich daraus zu ziehen.

Man sieht hier wieder einmal mehr, daß letztlich selbst die Kunst nur ein unvollkommenes Blendwerk zu bleiben scheint. - Anders allerdings stellt sich die Sachlage in der fraktalen Malerei heraus, deren Anschauungsweise den Einfrierungsprozess selbst, dazu verdammt, aufzutauen.

Diese bezieht nämlich von vorne herein die äußeren Auflösungszustände mit ein, die sich über die Pappe, die Schrift, und das Verständnis der Schrift, und über die Ölfarben ergießen werden in der Zeit. Ein Bild ist in 200 Jahren nicht mehr das selbe, welches ein Künstler seinerzeit geschaffen haben mag. Seine Ausdrucksvorstellungen können selbst in ihr Gegenteil verkehrt werden.

Fraktale Malerei wirkt in der Realität der Zeit.

Zeit bestimmt den Raum! Ohne Zeit ist kein Raum vorstellbar. Zeit ist die Qualität, die einem physischen Körper in der physikalischen Realität die Möglichkeit verleiht, Raum erfahren zu können. Die fraktale Malerei bezieht aber auch individuelles raumzeitliches Geschehen und Erleben des Betrachters selbst, des Gemäldes -unabhängig des gewählten Themas, des Künstlers und seines Umfeldes mit ein, welche zu einem psychologischen RZG-Gesamt-Gewebe führen, und ihren Ausdruck in der jeweiligen Zeit in Form von Textinhalten suchen. Diese Art der Anschauungsweise bringt uns deshalb der ganzen Wahrheit der Dimension des Geschehens in Raum und Zeit nebst seiner unterschiedlichen Zerfallserscheinungen beträchtlich näher. Die Philosophie in der fraktalen Malerei erklärt sich allerdings über die Zeit erhaben und jenseits der Zeit stehend, da sie zukünftige Erscheinungen des dargestellten RZG in allen seinen Ausmaßen bereits vorwegnimmt, sich intensiv damit befasst, auf den Gemälden dargestellte Auflösungserscheinungen in unser jetziges, erlebbares RZG anzuwenden versucht, und vergangene RZG in die Zukunft projiziert, im Wissen um die deterministischen Gesetze und Prinzipien, denen diese unzerstörbaren, weil immer wiederkehrenden Erscheinungsformen des RZGs unterliegen. Gesetze von der ewig gleichbleibenden Veränderung.

 

Die Verbindung Raumzeitlichen Geschehens (RZGs) und fraktaler Malerei:

 

Wir befinden uns im Augenblick durch unsere Wahrnehmung in unserem individuellen RZG. Unzählige parallele RZG wirken ineinander. Jedes für sich und trotzdem stehen alle mit uns und miteinander in Verbindung. Wir nehmen außer unserem persönlichen meist nur noch wenige wahr, obwohl wir sehr viele andere durchwandern. Wir durchdringen diese, wie sie uns durchdringen. Diese unzählig vielen anderen RZG können wir sonst eigentlich nicht wahrnehmen, weil es zu keiner Überlappung der Realitätsfenster oder der individuellen Frequenzbänder kommt.

Die Absicht der fraktalen Malerei ist es, einem Teil dieser sonst im Unsichtbaren verbleibenden Möglichkeiten RZGs zu einem Ausdruck in unserem individuellen RZG zu verhelfen, das heißt, eine Überlappung der Realitätsfenster herbeizuführen und die individuellen Frequenzbänder abzustimmen. Diesen Vorgang nennen wir auch fokusieren.

 

Die archaisch lebenden Menschen der Urzeit wußten noch, und vereinzelt schlägt es sich auch in manchen archaisch lebenden Kulturgruppen des afrikanischen Kontinents scheinbar unauslöschlich nieder, daß bewußtes Erfahren nur durch die Auflösung der Erfahrung möglich wird.

 

In einem dualistisch betrachteten Universum (im dialektischen Materialismus verankert) zu leben, in dem es immer einen Anfang und ein Ende gibt, bedeutet für unser reizendes und reisendes Künstler-Ehepaar, nicht nur feststellen zu müssen, daß auf jeden von ihnen und ihre europäische weiße Weltanschauung, Strömungen aus der schwarzen afrikanischen Welt mehr oder weniger konglomerierend einfließen, sondern daß sie sich auch in ihren Gefühlen zu einander mehr und mehr entfremden. Diese weiße Welt, die ihr Sicherheit gibt, er jedoch widerwärtig und abstoßend empfindet, ist es schließlich, die ihnen diesen grünen, geländegängigen Campingbus zur Verfügung stellt, um eine Safari zu unternehmen, von der beide aber wissen, daß dies ihre letzte gemeinsame Aktion auf ihrer Afrikareise sein muß. Die Trennung, die sie sich gegenüber empfinden ist zu einer unüberwindbaren Barriere geworden.

Offiziell und nach Außen getragen, möchte ihm die Künstlerin allein durch ihre Anwesenheit kein Hindernis mehr sein, das ihn seine wertvolle Zeit kostet, die er für seine Studien benötigt. Und der Künstler gibt sie frei, aus wahrer Liebe zu ihr, da er der Meinung ist, daß es bestimmt wichtig für sie sein könnte, neue Erfahrungen zu sammeln, die ihr in seiner Anwesenheit sicherlich vergönnt sein würden, erleben zu können. Im tiefsten Innern der beiden, wo die Wahrheit nicht verborgen bleiben kann, spiegelt sich die Situation jedoch auf eine andere Art wieder, und sie gewinnt an Ausdruck in der Realität:

Die Künstlerin, die nicht versteht, daß die Schlußfolgerungen der Fraktalen Kunst und der Beschäftigung mit Verfall, wahrscheinlich auf unsere jeweilige Lebenssituation im "Jetzt" bezogen werden können, und ihren Partner als einen ausgeflippten Fanatiker ansieht, zieht es vor, in sicherer, weißer Umgebung der Stadt zu verbleiben. Den Künstler zieht es währenddessen eher hinaus zu den Geistern in den Busch, bereit, sich weitere Grundkenntnisse des Fraktalismus oder der fraktalen Kunst anzueignen, mit dem deutlich für ihn spürbaren, schlechten Gewissen, eine Partnerin im Herzen Afrikas zurückzulassen, die er allerdings als egoman bezichtigt und insgeheim als vollkommen untauglich, zu einer weiteren positiven gemeinsamen Fortsetzung ihrer Reise beizutragen, einschätzt.

Wenn man es aber genau nimmt, und wie sich später sogar herausstellen könnte, vollzieht sich alles nach einem seit längerem von der Künstlerin vorbereiteten und intrigierenden Plan, ausgeführt, um sich genau so viel Freiheit von ihrem Partner zu verschaffen und vor sich rechtzufertigen, wie nötig ist, um ungestört eine Affaire mit einem der schwarzen Bediensteten zu beginnen, der sie bereits von Beginn der Reise an nicht aus den Augen läßt.

Wie auch immer. Trennung findet statt und ist nun mal Bestandteil der dualistischen Weltanschauung. Weder das Weiße im Schwarzen sehend, noch das Schwarze im Weißen bemerken wollend, gehen sie also von nun an ihrer getrennter Wege.

 

 

Zaire ist tot, es lebe Kongo

Nach der Einnahme Kinshasas rufen Kabila und seine Allianz anstelle von Zaire die "Demokratische Republik Kongo" aus. 200 Tote beim Kampf in der Hauptstadt.

 

Zaire heißt jetzt "Demokratische Republik Kongo", Staatschef ist der bisherige Rebellenführer Laurent-Desire Kabila, schon heute abend soll eine "Übergangsregierung der Nationalen Rettung" gebildet werden. Nachdem Kabilas Rebellen am Sonntag die exzairische Hauptstadt Kinshasa vollständig eingenommen hatten, begannen hochrangige Politiker der AFLD (Allianz demokratischer Kräfte für die Befreiung) gestern Beratungen mit den politischen Kräften in der Stadt. Am Samstag hatte Kabila in der südlichen Metropole Lubumbashi die Machtübernahme der Guerilla verkündet, mit sich selbst an der Spitze. Er suspendierte alle bisherigen staatlichen Institutionen des Landes und kündigte an, innerhalb von 60 Tagen eine Verfassunggebende Versammlung einzuberufen. Alle hochrangigen Staatsangestellten des alten Regimes sollten auf ihren Posten bleiben.

Gestern verkündete AFDL-Vertreter Deogratias Bughera in Kinshasa, es werde noch keine baldige Parlamentswahl geben. Die neuen Machthaber wollten eine "Demokratie von unten" aufbauen. "Wir wollen uns nichts vorschreiben lassen", sagte Bughera. Unterstützt wurde diese Haltung von Südafrikas Vizepräsident Thabo Mbeki, der in Lubumbashi mit Kabila sprach.

Die AFDL-Kämpfer hatten am Samstag mit dem Einmarsch in Kinshasa begonnen und übernahmen bis Sonntag unter dem Jubel der Bevölkerung die ganze Stadt. Vereinzelt unternahmen Einheiten der Mobutu-treuen Armee noch Plünderungen. Einige Soldaten der alten Armee wurden von der Bevölkerung gelyncht. Die Guerilleros setzten diesen Vorgängen mit Soforthinrichtungen auf der Straße ein Ende. Das Rote Kreuz zählte insgesamt etwa 200 Tote.

Die Regierung Kabila ist bereits von vielen Ländern anerkannt worden. Auch die Bundesregierung sagte, sie werde mit der Allianz zusammenarbeiten. Etwa ein Dutzend Sympathisanten der neuen Regierung besetzten am Sonntag abend die zairische Botschaft in Bonn, um den Machtwechsel zu feiern. Unter Duldung des Botschaftspersonals hißten sie die Flagge des neuen Staates. Die Polizei überredete sie schließlich, wieder zu gehen. D.J.

Leitartikel der Tageszeitung " TAZ ", Ausgabe West vom Dienstag, den 20. Mai 1997

 

Mit der Darstellung der Überlappung der unterschiedlichen Universen raumzeitlichen Geschehens in der fraktalen Malerei, die sich ihrerseits und insbesondere mit Auflösungserscheinungen befasst, und durch das neuerlernte Wissen, daß bewußte Erfahrung nur durch die Auflösung der Erfahrung möglich wird, entdecken wir, daß von nun an alles das möglich für uns sein wird, in unser Weltbild (unsere Erfahrung RZGs) einfügen zu können, was bisher weder aus wissenschaftlich nicht zu erklärenden Gesichtspunkten, noch aus religiöser Anschauung oder sonst einer anderen moralischen Weltsicht, mit unseren Erfahrungen auf der physischen Ebene in Einklang zu bringen war. Die physische Ebene stellt hier das Ergebnis einer geistig-spirituellen Ebene dar, die wiederum als nicht in der Raumzeitlichkeit projizierter Vorläufer dieser physischen (materiellen) Ebene anzusehen ist.

Durch die Durchdringung von unterschiedlichen Universen raumzeitlichen Geschehens wird Reinkarnation notwendig und findet zur gleichen Zeit auch statt, da alles zur gleichen Zeit stattfindet, denn die Zeit besitzt in der fraktalen Malerei (der eingefrorenen Zustände) nur illusionären Charakter.

So kann also ohne weiteres auch ein in der fraktalen Malerei dargestellter grüner, geländegängiger Campingbus in der Aktivität seiner Auflösungserscheinungen zu einem komplementär-roten transformieren, der kaum noch im Ganzen erkennbar ist. Durchzogen mit bläschenhaften Formationen erinnert die Struktur eher an das Nildelta im Pleistozän vom Satelliten aus aufgenommen.

Betrachten wir unseren Prozess doch einmal von der anderen Seite her:

Eine parallele Raumzeitlichkeit ist im Begriff der Auflösung, und sie wird Stück für Stück zuerst in Bläschenform, dann immer festere Strukturen und Farben ausstreuend als unsere Raumzeitlichkeit projiziert, und wird damit für uns im Physischen materialisiert und erfahrbar.

Betrachten wir also unsere Bilder als konstruktiven Prozess der Entstehung, dann fällt auf, daß auch das dargestellte RZG selbst, meistens als Blase im mehrdimensionalen Zwischenbereich schwimmt und danach bestrebt ist, sich mit den umstehenden Blasen eines ihm ähnelden RZG (mit anderer, ähnlicher Entstehungsbasis, räumlich näher) zu vereinigen, um eine größere Blase zu bilden, ähnlich wie bei schwimmenden Ölblasen im Wassertopf. In einem mehrere Dimensionen übergreifenden (auch überlagernden), spannungsgeladenen Prozess streben Geschehensblasen der Raumzeitlichkeit (auf den Gemälden sind diese meist irgendwie fraktal umrahmt zu sehen) einander zu, um in der Vereinigung (den Prozess können wir ruhig Liebe nennen) Vervollkommnung zu erreichen. In dieser Vereinigung findet natürlich ein kompletter Informationsaustausch statt. Somit können wir sagen, da wir in unserer Betrachtungsweise die ergründeten Geheimnisse der fraktalen Malerei auf unser uns tatsächlich umgebendes RZG übertragen, daß das ganze materielle Universum aus einem Netzgeflecht von destruktiven und konstruktiven Prozessen besteht und interdimensional damit durchzogen ist, deren Ziel größtmöglichster Informationsaustausch, und dies beinhaltet auch eine Speicherung desselben, ist. Vielleicht kann man in der Zerstörung und Erschaffung nicht nur von Seen, Booten, Bäumen, Tieren, Menschen, Dörfern, Landschaft sondern selbst in der fraktalen Abstraktion der Auflösung an sich, Gott zu entdecken fähig werden, wenn man sich nur darauf einläßt. Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail.

 

 

Bild 19, "Safar-I" bedeutet aber insbesondere auch, das letzte Bild des ersten Teils des Afrika-Zyklus zu repräsentieren, der hiermit noch nicht abgeschlossen ist, weil eine Lösung unseres Problems nur angerissen werden konnte, das Ergebnis aber noch nicht in seiner Vollständigkeit präsentiert ist.

Die Fortsetzung der Afrika-Serie und der blasigen Geschichten um sie herum, deren weitere Reihenfolge, Komposition, Text und Titel weitgehend bereits bekannt sind, unterliegt nun leider solange einer erholsamen Produktionspausenphase, wie es dauert, diese neunzehn Bilder in Umlauf zu bringen. Das wiederum ist abhängig von dem Finden eines geeigneten Mittels, die Bilder mit dem Text zu kombinieren, ohne diesen separat mit auf die Reise schicken zu müssen, die die Bilder nun anzutreten bereit sind.

 

 

hardy 1997

 

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