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Bild 3, "Schmetterlinge" (1996)

Öl/Fotokarton, 68 x 48 cm



 

Auszug aus meinem Reisetagebuch: Freitag, 29. 12. 1989, 16 Uhr

 

Der Djoudji liegt direkt an der südlichen Grenze von Mauretanien, nur der Fluß bildet dazwischen noch eine Trennung.

Eine Sandhose, wie ein riesiger, durchscheinender Dschinn bewegt sich durch die Wüste, immer vor uns her. Aber als wir schließlich näher kommen, löst sie sich in Nichts auf.

Lichtspiegelungen funkeln rot am Horizont und fallen wie Schuppen nach unten, und nach einiger Zeit lösen auch diese sich auf, wie Halluzinationen.

In der Savanne haben sich gegen Abend mehrere Wasserpfützen gebildet, die von Hunderten von Schmetterlingen als Tränke in Anspruch genommen werden.

 

(Die auf dem Bild dargestellten Schmetterlinge nehmen an dem Transmutationsprozess der Natur direkt Teil und erscheinen als Grashalme oder Blätter des Gesträuchs, oder umgekehrt.)

 

Sonnenuntergang.

 

Irgendwann hat das Licht ein Stadium erreicht, in dem jeder Grashalm, jedes Insekt einen anderen Sinn bekommt. Die Pforten unserer Wahrnehmung zwischen dieser Welt und der Anderen, beginnen sich für Minuten zu öffnen, würden Castaneda oder Huxley, oder Beide, als eine Vermischung, dazu sagen. Die Luft um uns herum scheint zu vibrieren, wieder Halluzinationen? Nein! Es ist das Summen von Abermillionen von Mosquito-Schwärmen, die alle gleichzeitig gerade aus ihrem Tiefschlaf erwacht sein müssen, wie wir sogleich am eigenen Körper verspüren und mit unserem Blut bezahlen dürfen. Dann das Geheul eines Kojotenrudels in unmittelbarer Nähe, eine Bewegung im Augenwinkel, "Wölfe", denke ich erst irgendwie instinktiv, drehe mich um und erblicke direkt zwei der Kojoten, obwohl es wohl eher Schakale gewesen sein müssten, oder die, die so aussehen wie Jemand, aber möglicherweise etwas ganz anderes sind, die sich in nächster Nähe geschmeidig bewegen, uns immerwährend musternd umschleichend.

Nun ist das Licht fast erloschen, und die Mosquitos scheinen rasend vor Hunger in dieser Einöde mitten im Busch. Stiche durch Socken, Hemd und Hose, trotz chemischen Mückenabwehrmittels, das wir fleißig über unsere Klamotten schütteten. Aber Mücken, die durch die Kleider stechen, übertragen keine Malaria, beruhigt uns Hilde später, als Ärztin sollte sie das ja schließlich wissen. Tatsächlich leben mitten im Busch ja kaum Menschen, an denen sich die Mücken hätten mit Plasmodien infizieren können. Aber in diesem Moment blieb uns nur noch die Flucht.

 

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